Meine größte Lüge
Wie ich mir seit Jahren eine Geschichte über mich erzähle, die so gar nicht stimmt.
Ich dachte immer, ich sei nicht spontan. Bei mir muss alles geplant und durch getaktet sein. Der Terminkalender war jahrelang mein bester Freund. Ehemalige Kollegen:innen und gute Freude wissen genau, wovon ich spreche haha. Woche für Woche strukturierte ich meine Freizeit anhand von freien Timeslots.
Abenteuer? Gab's nicht. Klang für mich nach Adrenalin und irgendetwas, das ich gar nicht (machen) möchte.
Warum erzählen wir uns eine Geschichte, ohne zu überprüfen, ob diese wirklich wahr ist? Zum einen, weil wir seit unserer Geburt geprägt sind durch unser engstes Umfeld, den Kindergarten, Schulfreunde usw. Darüber hinaus haben wir in der Vergangenheit möglicherweise eine oder sogar mehrere Erfahrungen erlebt, die uns auf bestimmte Weise beeinflusst haben. Zum anderen, weil wir uns meist in unserer Komfortzone bewegen und gar nicht offen für neue Eindrücke, geschweige denn Veränderungen, sind.
Irgendwann wurde mir anhand einer Visualisierungsübung klar, dass ich mich nach Abenteuern in meinem Leben sehne. Denn Abenteuer verbinde ich eigentlich mit Lebendigkeit, Vielseitigkeit und vor allem Wachstum. Im "Rad des Lebens" war der Bereich Abenteuer mein unerfülltester Bereich. Also entschied ich mich, meine limitierenden Überzeugungen gegen eine neue Definition einzutauschen und notierte mir, wie ich mehr Abenteuer in mein Leben bringen kann.
Was jahrelang konditioniert war, hat sich über mehrere Monate in mir aufgelöst und ich konnte die Abenteurerin in mir entdecken, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert.
Ich möchte dich von Herzen dazu animieren, bestimmte Glaubenssätze und Überzeugungen zu hinterfragen, die sich nicht gut oder richtig für dich anfühlen. Denn vielleicht erzählst auch du dir Geschichten, mit denen du dich nicht (mehr) identifizieren kannst, obwohl - und gerade weil - sie dich bereits dein Leben lang begleiten.
Was du dafür grundsätzlich immer tun kannst, ist Dinge zu hinterfragen und wenn nötig, neue „Regeln“ aufzustellen.
Entspricht das, was ich mir erzähle wirklich der Wahrheit? Resoniere ich mit dieser Überzeugung? Wie fühle ich mich mit dieser inneren Einstellung? Wovor schützt mich diese Überzeugung bzw. was erhoffe ich mir dadurch?
Anhand meiner Geschichte in Bezug auf Abenteuer/ Spontanität könnte das zum Beispiel wie folgt aussehen:
Entspricht das, was ich mir erzähle wirklich der Wahrheit? > Nein… Resoniere ich mit dieser Überzeugung? > Nicht wirklich... Wie fühle ich mich mit dieser inneren Einstellung? > Eingeengt und gelangweilt. Wovor schützt mich diese Überzeugung bzw. was erhoffe ich mir dadurch? > Diese Überzeugung schützt mich davor, etwas zu erleben, das mich in Panik versetzt. Ich müsste Kontrolle abgeben und meine Komfortzone verlassen. Ich erhoffe mir dadurch, keine unnötigen Grenzen überwinden zu müssen. Ich kann auch ohne Abenteuer Spaß haben.
Anschließend kannst du für dich herausfinden, was deine Überzeugung (in meinem Fall Abenteuer) für dich bedeutet:
Wie lautet meine neue persönliche Definition von Abenteuer? > Abenteuer bedeutet für mich, Neues auszuprobieren. Ich darf meine Komfortzone verlassen, muss es aber nicht. Abenteuer sind für mich Reisen, persönliche Weiterentwicklung, Veränderungsprozesse, neue Menschen kennenlernen, Dinge zum ersten Mal tun und vieles mehr.
Zum Schluss kannst du dir überlegen, wie du deine neue Überzeugung über etwas (in meinem Fall meine neue Definition von Abenteuer) in deinen Alltag integrieren kannst:
Wie kann ich Abenteuer auf meine Art in meinen Alltag integrieren? > Zum Beispiel einmal im Monat eine neue Challenge aufstellen, wie "30 Tage lang jeden Tag etwas proaktiv angehen". Oder eine neue Sprache lernen und jeden Tag 10 min. Zeit dafür einräumen.
Glaube nicht alles, was du dir selbst erzählst.
Du bist so viel mehr als du denkst. Jede Überzeugung trägst du aus einem bestimmten Grund in dir. Du bist nicht dieses oder jenes. Erlaube dir, Anteile kommen und gehen zu lassen und im Wechsel mit ihnen zu leben.
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